Brauchtum im Winter  

Dezember

„Zu Bethlehem geboren…

Im altrömischen Kalender war der Dezember der zehnte Monat. (decem = zehn) Er wurde auch Wolfs-, Schlacht-, Heilig-, Heils- oder Christmond genannt.

Am ersten Sonntag nach dem 25. November beginnt die Adventszeit, welche schon in der Niederschrift des Konzils von Saragossa (380 n. Chr.) erwähnt wird. Durch Papst Gregor den Großen hielt im 6. Jahrhundert die Adventsliturgie Einzug, welche um 1570 von Papst Pius V festgeschrieben wurde. So sollten sich die Christen während des Advents (lat. „die Ankunft“) auf die Geburt Jesu Christi vorbereiten. Es war eine Buß- und Fastenzeit, in der weder getanzt noch geheiratet werden durfte.

Verbunden mit der Adventszeit ist der Adventskranz. Er symbolisiert, wie durch die Geburt Jesus Christus das Licht in die Dunkle Welt kam. Den ersten Adventskranz gab es nachweislich im "Rauhen Haus", einer protestantischen Erziehungsanstalt bei Hamburg. Der Erfinder soll Heinrich Wiechern (gestorben 1881), der Begründer der Inneren Mission, gewesen sein.

Am 01. Dezember soll nach altem Volksglauben Sodom und Gomorrha vom Herrn für ihre Sünden zerstört worden sein. Daher sollte man alles Angefangene an diesem Tag auch zu Ende führen.

Viele dürfen an diesem Tag das erste Türchen am Adventskalender öffnen. Um 1904 gab es den ersten „Münchner Weihnachtskalender“ mit dem Titel "Die 24 Wartetage". Er sollte wie heute noch das Warten auf Weihnachten verkürzen.

Zum Fest der heiligen Barbara (4. Dezember) werden die Barbarazweige geschnitten, die, in Wasser gestellt, bis Weihnachten blühen. Sie sollten in der Nacht vor dem Barbaratag vor Sonnenaufgang geschnitten werden. Dabei sollte nicht gesprochen werden. Die Barbarazweige sind Sinnbild für die Auferstehung jedes Christen nach dem Tod. Auch die Adonisgärtchen sind Sinnbild für diesen Tag.

Am 6. Dezember wird das Fest des heiligen Nikolaus gefeiert. Kinder erhalten an diesem Tag vom Heiligen kleine Geschenke, z.B. Teller mit Süßigkeiten, Äpfel oder Nüssen. In vielen Familien ist es üblich, dass ein naher Verwandter oder Freund als Nikolaus auftritt und von den guten und bösen Taten der Kinder berichtet. Früher erhielten die Kinder vom Nikolaus noch einen Streich mit der Rute. Das war ursprünglich keine Strafe, sondern eine Segensgeste; die Rute als lebendiger Zweig, der bei einer Berührung Fruchtbarkeit verheißt. Mit der Zeit wurde dies vergessen. Die Rute wurde zum Sinnbild der Strafe. In manchen Gegenden wird der Nikolaus von finsteren Gesellen, z.B. dem Krampus, begleitet.

Eine schwere Zeit hatte der Nikolaus nach dem Erscheinen der Weihnachtsmänner, deren Ursprung im Väterchen Frost der Russen, dem Santa Claus der Amerikaner, dem Father Christmas der Engländer und Père Noël der Franzosen liegt. Fortan wurde er mit ihnen im roten Coca-Cola-Gewand in einen Topf geschmissen.

Seit 1708 feiern die christlichen Kirchen „Maria Empfängnis“. Es ist das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria.

Vor dem gregorianischen Kalender war der Luziatag (13. Dezember) der kürzeste im Jahr: „Sankt Luzen tut den Tag stutzen“. Bis ins 15. Jahrhundert bekamen die Kinder an diesem Tag – und nicht an Weihnachten – die Geschenke. In Tirol glaubte man, dass die Geister der Vorfahren in dieser Nacht ihr Spiel trieben.

Die Wintersonnenwende findet am 21. Dezember statt, der zugleich der Tag des heiligen "ungläubigen" Apostels Thomas war. Er war ein wichtiger Lostag. So hofften ledigen Mädchen durchs Pantoffelwerfen, etwas über ihren späteren Bräutigam zu erfahren. Auch sollten Träume in Erfüllung gehen, wenn man sich verkehrt herum ins Bett legte.

Den Göttern wurde in heidnischer Zeit Schüsseln mit Früchten geopfert. Diesen Brauch übernahm das Christentum. Noch heute stellt man diese mit Äpfeln und Nüssen zu Hause auf.

Der genaue Geburtstag Jesu Christ ist unbekannt und wurde früher am 6. Januar gefeiert. Das Brauchtum am Tag des „Sieges Christi über die Dunkelheit“, wie Heilig Abend (24. Dezember) früher hieß, und den Tagen danach, ist umfang- und facettenreich und würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Erwähnt sei nur die Christmette, der Krippenbau, die Bescherung, der Christbaum, und vieles mehr. Ein schöner Aberglaube ist das „Stallhorchen“. Dabei versuchte man, durch Lauschen die Meinung der Tier zu erfahren, die in dieser Nacht in menschlicher Sprache sprechen sollen.

Soviel Brauchtum es auch in dieser Zeit geben mag, wichtig ist es, dass man sich Zeit für seine Familie und Freunde nimmt. Dann beginnt wirklich die „staade Zeit“.

Die Rauh- und Rauchnächte (vom 25. bis 6. Dezember) standen früher unter dem verstärkten Einfluss böser Mächte und Gewalten. Der Name „Rauch“ erinnert daran, dass man in den zwölf Nächten Haus und Hof mit Weihrauch ausräucherte, um damit dem bösen Treiben der Geister Einhalt zu gebieten. „Rauh“ kommt hingegen von "ruh" (=rau, grob) und hängt mit den wilden, pelzverhüllten Masken (Perchten) zusammen, die die Wilde Jagd symbolisieren. An diesen Tagen spann man nicht, da man glaubte, Frau Holle oder Frau Harre kommt, und verunreinigt den Rocken. Oder man spinne Zank und Ungeziefer in das Haus. Frau Holle hat Ihren Ursprung in der uralten germanischen Göttin Hel, die die roten Augen der Hexen hatte. In anderen Gegenden hütete man sich davor, Hülsenfrüchte zu essen, da man sonst Geschwüre bekäme. Auch fürchtete man, dass die Hühner das ganze Jahr über keine Eier legen.

Am Tag des heiligen Stephanus (26. Dezember) trank man früher Stephanusminne, der gegen Steinkrankheiten helfen sollte. In jüngerer Zeit kehren junge Burschen zum Stephanischnaps bei netten Mädels ein.

Am 27. Dezember wechselte mancherorts das Gesinde die Stellung. Der Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember) erinnert an die grausame Tat des Königs Herodes, der jedes geborene Kind töten ließ. Bis ins 13. Jahrhundert durften die Kinder an diesem einen Tag "regieren".

Seinen Ursprung hat das Silvester- und Neujahrsfest in altrömischen und teilweise auch germanischen Riten, die die christliche Gemeinde trotz zahlreicher Bemühungen nicht ausmerzen konnte. Der Namenspatron des 31. Dezembers ist der heilige Silvester I, der von 314 bis 335 n. Chr. Papst war.

In jüngster Zeit war das Jahr 2000 ein besonders Neujahr, da man vermutete, dass einige Rechner (Computer) die Umstellung in das 4stellige Jahressystem (von "00" auf "2000") nicht verkraften könnten. Noch eine Kuriosität: Das 21. Jahrhundert begann nicht am 01.01.2000, wie vielfach behauptet, sondern am 01.01.2001. Mit dem 31.12.2000 war das 20. Jahrhundert erst vollendet. Doch auch das ist sicherlich in 100 Jahren nur noch Tradition und Brauchtum.

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