Chronik  

Trachtenverein 1912Der Anfang
Im Mai 1912 gründeten zwölf Gautinger Bürger den Trachtenverein, der seinen Namen in Anlehnung an seinen Patenverein, den "Würmtaler-Stamm" Pasing, erhielt. Man schloß sich bald dem Landesverband an. Ein frühes Foto zeigt ca. 30 Mitglieder, die meisten in Tracht, darunter zahlreiche Kinder, um eine Standarte in der Mitte herum für die Plattenkamera malerisch drapiert, wie man es damals tat: vorn hockend und sitzend, hinten stehend, in geschlossener Runde; fröhlich und unternehmungslustig sieht die Gruppe aus.
Noch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 veranstaltete der Verein Theateraufführungen und hatte im Ort gute Erfolge, wie es heißt. Aber der Krieg lähmte die Feierfreude. Schon im November dieses ersten Kriegsjahres trat mit der letzten Vereinssitzung der Stillstand ein.

Neubeginn
Erst 1919 trafen sich die Vereinsmitglieder wieder, einige Gäste kamen hinzu; die Unterlagen verraten nichts über Gefallene und andere Kriegsopfer. Es ging weiter mit dem Tanzen, dem Theater und den Unternehmungen; der Verein wuchs und trug seinen Teil zum Gautinger gesellschaftlichen Leben bei. Erstmals wird 1921/1922 von einer Fahnenweihe gesprochen; diese Fahne wird noch heute verwahrt und in Ehren gehalten.
Das Inflationsjahr 1923 überstand der Verein halbwegs. In der Folgezeit konnte das Vereinsleben wieder aufblühen. Man traf sich alle zwei Wochen im Vereinslokal und tanzte, man spielte Theater, man hatte sogar eine eigene Blaskapelle, man zog in die Natur, besuchte andere Vereine – was man damals und auch heute noch macht, wenn man die Geselligkeit liebt und das Brauchtum pflegen will.

Die nationalsozialistische Zeit
Mit dem Jahr 1933 änderte sich vieles rasch. Man sprach von einem „neuen Deutschland“ und von der „Machtergreifung“. Für die Vereine kamen schwere Zeiten; mit dem unabhängigen Leben war es vorbei, man wurde eingegliedert und straff organisiert, die Aktivitäten standen von nun an strikt unter dem Zeichen von „Volksgemeinschaft“ und „Führerstaat“. Der Verein wurde eine „Trachtengemeinde“, der Vorstand ein „Kulturwart“. Wie es im einzelnen weiterging, darüber schweigen die Quellen. 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Männer wurden einberufen und zogen in die Kasernen und an die Fronten. Nicht alle kehrten zurück, und die, die früher oder später wiederkamen, waren erschöpft und oft genug an Leib und Seele verwundet. Frauen und Kinder hatten Krieg und Entbehrungen meistens daheim zu erleiden.

Trachtenverein 1953Wieder ein Anfang
Nach dem Nichts des Jahres 1945 und den Problemen der ersten Nachkriegszeit – darunter auch solchen mit der amerikanischen Besatzungsmacht, die strenge Vorschriften für Vereine erlassen hatte und die Aktivitäten genau beobachtete - trafen sich dann am 31. Juli 1948 auf Aufforderung vom Anderl Lex 15 Vereinsmitglieder, darunter drei Deandl, im Gasthaus am Münchner Berg, das zunächst als Vereinslokal dienen sollte, und beschlossen, den Verein wieder aufleben zu lassen. Als ersten Vorstand wählten sie Albert Wörsching. Als man sich ein Vierteljahr später, am 9. Oktober 1948, zur ersten Mitgliederversammlung traf, waren schon wieder 14 Deandl und 17 Buam sowie vier Ehrenmitglieder dabei.

Trachtenverein 1962Der Verein wächst
Nun ging es wieder los mit der Geselligkeit und der Brauchtumspflege: Theater, Kirchweihtanz, Maibaum-Aufstellen und Maitanz, Weihnachtsfeiern mit Kinderbescherung, natürlich die großen kirchlichen Feste sowie Vereinsausflüge. Bald war auch eine Jugendgruppe entstanden. Der Verein war zu einer Größe im Gautinger kulturellen Leben geworden und fand viel Interesse bei der Bevölkerung. Wie erfreulich es aufwärtsgegangen war, zeigte sich u.a. auch zum 50jährigen Gründungsfest, das in der ganzen Region Beachtung fand.
1971 waren dann die Vorbereitungen für das 60jährige Gründungsfest 1972 in vollem Gang. Es wurde in der Gautinger TSV-Turnhalle begangen. Zum Heimatabend erschienen neben zahlreichen Gästen und Bürgern auch die Nachbarvereine, darunter unser Pasinger Patenverein.

Trachtenverein 1978Partnerschaften und Vereinsfreundschaften
In die 70er Jahre fiel auch der erste Besuch des Vereins in der Partnerstadt der Gemeinde Gauting, im südostfranzösischen Clermont-l’Hérault. Die freundschaftlichen Beziehungen und Austausche mit Bürgern und Vereinen dort dauern bis heute an. Seit 1978 besteht eine Partnerschaft mit der französischen Musikkapelle „Fanfare Clermontaise“.
Im Mai 1982 beging unser Verein mit feierlicher Messe, einem großen Festzug durch Gauting, an dem 34 Trachten- und 20 Ortsvereine teilnahmen, und Heimatabend im Festzelt sein 70. Gründungsfest. Im Festzelt konnten wir rund 2.500 Gäste begrüßen. Als Folge dieser Festlichkeiten wuchs die Zahl der Mitglieder wieder an.

Trachtenverein 1982Im Juni desselben Jahres fuhr der Verein nach Seitenstetten/Niederösterreich, wo die Trefflingtaler Schuhplattler mit uns einen bayerischen Patenverein für ihre Fahne gewannen. Seit diesem Besuch gibt es immer wieder Vereinstreffen und auch private Kontakte über die Grenze hinweg.
Etwa von Anfang der 80er Jahre an veranstalten die Würmtal-Trachtenvereine untereinander Strohpreisplattl-Wettbewerbe, wo es um Plattler-Ruhm und -Ehre bei kleinen Preisen geht, verbunden mit viel Gaudi bei allen Beteiligten aus mehreren Generationen. Außerdem beteiligt sich unser Verein am jährlichen Gauwertungsplattln des Isargaus, wo auch die Jungen beachtliche Plätze erreichen.

Trachtenverein 1992Der absolute Höhepunkt der neueren Vereinshistorie war im Juni 1992 unser 80jähriges Gründungsfest, verbunden mit dem 73. Isargaufest. Noch nie stand ein so großes Festzelt in unserer Gemeinde, noch niemals waren so viele Tausende von Besuchern in Tracht mit dabei. Heimatabend, Festveranstaltung, Festzug durch den Ort - ein rauschendes Fest für alle Beteiligten (auch wenn sie für dieses große Ziel noch niemals so viel Arbeit zu leisten hatten) und alle Zuschauer, an das wir uns immer wieder gern erinnern.
Wenn 2012 unser 100jähriges Gründungsfest, wenn auch in einem nicht so großen Rahmen, begangen werden wird, wünschen wir uns und unseren Gästen ein ähnlich eindrückliches Fest.