Brauchtum im Frühling  

April

Von Palmeseln und Karfreidaratschn

Vom lateinischen „aperire“, d.h. öffnen, hat der April seinen Namen und bereits der römische Dichter Ovid hat in als Monat besungen, der die Erde, die Knospen und die Blüten ebenso öffnet wie die Herzen der Menschen.

Der Aprilscherz war einst nur dem Adel vorbehalten. Doch bald machte es auch das gemeine Volk nach. So versucht man noch heute mit ausgefallenen aber glaubhaften Aufträgen, die meist gar nicht erfüllbar sind, seinen Mitmenschen „in den April zu schicken“. Die Verschiebung vom 1. August auf den 1. April geht auf den Immerwährenden Reichstag zu Regensburg zurück.

Nach altem Glauben war jedoch der 1. April ein Unglückstag, an dem angeblich Judas, jener Jünger der Jesus Christus auf dem Ölberg an die Häscher verraten hatte, geboren wurde und Luzifer in die Hölle geschickt worden war. Auch war es der Tag des Engelsturzes.

Die Karwoche, die letzte Woche vor Ostern beginnt mit dem Palmsonntag (3. April 2004). Der Name stammt vom althochdeutschen „Kara“ - Wehklagen. In der Karwoche wurde früher keine Wäsche gewaschen und nicht in der Erde gearbeitet. Auch die anderen Arbeiten in Haus und Hof ruhten soweit wie möglich und man feierte keine Feste, lies bei Schuldnern milde walten und begnadigte Gefangene.

Am Palmsonntag, eine Woche vor Ostern, zog Jesus auf einen Esel in Jerusalem ein. Die Bevölkerung feierte ihn als Messias, jubelte ihm mit Palmen in den Händen zu und sie breiteten ihre Umhänge über die Straße.
In einer feierlichen Prozession tragen auch die Christen jedes Jahr Jesus in Form des Kreuzes in ihre Kirche und bringen davor geweihte „Palmzweige“ mit. Da Palmen in unseren Breiten eher selten sind, behilft man sich mit Weidenkätzchen („Palmkatzl“), Buchsbaum oder auch Wacholder. Seit dem 11. Jahrhundert finden in Deutschland auch Palmsonntagsprozessionen statt, bei dem eine Christusfigur auf einem Esel, dem Palmesel, mitgeführt wird. Nach dem Gottesdienst werden die geweihten Zweige mit nach Hause genommen und hinter die im Haus befindlichen Kreuze oder Weihkessel gesteckt. So sollen sie das Unglück vom Haus fernhalten.

Schon die alte Kirche begann den Gründonnerstag (8. April 2004) als Gedenktag der Einsetzung des Abendmahls (de coena domini). Es war das letzte gemeinsame Mahl das Jesus mit seinen engsten Vertrauten, den zwölf Jüngern, einnahm und mit dem Aufbruch Judas zum Verrat endete. Nach der Fußwaschung gab sich Jesus selbst den Jüngern durch Brot und Wein. Dies war der Anfang des christlichen Glaubens.
In der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche werden am Gründonnerstag die Büßer wieder durch Absolution in die christliche Gemeinschaft angenommen. Der Priester wäscht verdienten Bürgern aus der Pfarrgemeinde in Anlehnung an Jesus Christus die Füße und weiht das heilige Öl. So feiern seit etwa 1500 Jahren die Christen den Gründonnerstag zur Erinnerung an die Einsetzung der heiligen Eucharistie. Nach dem Gloria-Gesang verstummen die Orgeln und die Glocken „fliegen“ nach altem Volksglauben nach Rom.

Am Karfreitag, dem höchsten Feiertag der evangelischen Kirche, findet gemäß dem Neuen Testament das Leiden und Sterben Jesu Christi sein Ende im Tod am Kreuze. Mit Klappern und Ratschn werden die Gläubigen in die Kirche gerufen, in der mit der Kreuzwegandacht an die 14 wichtigsten Stationen dieses Tages erinnert wird.
Der Karfreitag ist der wichtigste Fastentag im Kirchenjahr. Wie am Aschermittwoch verzichten daher viele Gläubige auf Fleisch „der Tiere des Himmels und der Erde“. Eine Ausnahme bildet der Fisch, der eines der ältesten Symbole des christlichen Glaubens ist. Schon zur Zeit der Christenverfolgungen war er das Erkennungszeichen der noch jungen Glaubensgemeinschaft. „Ichthys“, Abkürzung für „Iesus Christos Theos Yos Soter“ (Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter), war auch das griechische Wort für Fisch.

Der Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe, an dem sich die Jünger vor Angst versteckten.

In der Osternacht kommen die Christen zur Feier der Auferstehung des Herrn zusammen und entzünden am geweihten Osterfeuer vor der Kirche die Osterkerze, das Sinnbild für die Auferstehung Christi. Dann trägt sie der Priester in die noch dunkle Kirche, in der sie die Gemeinde mit einem dreimaligen „Christus das Licht – Gott sei ewig Dank“ begrüßt. Beim Gloria in der heiligen Osternacht kehren die Glocken mit der Orgel in vollem Klang in die Kirche zurück. Auch das Taufwasser wird an diesem Tag geweiht und die Gläubigen erneuern ihr Taufversprechen. Oft werden auch in dieser Nacht neue Christen durch die Taufe in die Gemeinschaft aufgenommen. Auch werden bei katholischen Gottesdiensten mitgebrachte Speisen – ein Osterlahm, Ostereier, Brot, Geräuchertes, Salz, u.v.m. – gesegnet und zu Hause gemeinsam beim Ostermahl verspeist.

Ostern, das sich von dem Begriff „Ostara“ (Osten), „Eostre“ oder „Eoastrae“ ableitet, war der Name der teutonischen Göttin der Morgenröte, des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Das heidnische Fest der Ostera wurde wie andere germanische Festtage mit christlichem Gewand ummantelt. In deren Lehre kommt Ostern von Osten. Die Blicke der Frauen, die zuerst am leeren Grab Jesu standen, richteten sich in diese Himmelsrichtung der Morgenröte entgegen auf, da sie glaubten, Jesu kommt von dort auf die Erde zurück. Teilweise wird auch nur die zweite Erklärung für richtig gehalten. So bedeutet nach Dietz-Rüdiger Moser Ostern „Auferstehungsgottesdienst am Morgen“. Die Göttin „Ostara“ sei vielmehr ein Konzept der Nationalsozialisten.

Ostern ist von jeher mit zahlreichen Bräuchen verknüpft. Das Osterwasser hat seinen Ursprung in heidnischer Zeit und galt als Ursymbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Nach dem Volksbrauch muss das Osterwasser in der Nacht von Ostersamstag (Karsamstag) auf Ostersonntag zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang gegen den Strom aus einem Bach geschöpft und schweigend nach Hause getragen werden. So soll es gegen Augenleiden, Ausschlag und andere Krankheiten helfen.
Mädchen schöpften das Wasser als Symbol für Fruchtbarkeit und Bauern trieben das Vieh als Schutz vor Krankheiten in die Bäche. Mancher Orts kannte man diesen Brauch auch als Karfreitagswasser.

Auch das (Oster-) Ei galt seit der Frühzeit der Menschheit als Sinnbild des Lebens. Es hält etwas verborgen, ist wie ein verschlossenes Grab und doch schlüpft Leben. So war es in der christlichen Urgemeinde ein Zeichen für die Auferstehung Christi. Auch die Frage der Ewigkeit lässt sich mit dem Ei verknüpfen, dass ja bekanntlich kein Anfang und Ende hat. Als Gegenleistung für gepachtetes Land bekam der Grundherr Eier überreicht. So war das Ei im Mittelalter eine Berechnungseinheit für Pacht und Zins.
Schon seit mehr als 1000 Jahren sind in Ägypten farbige Eier bekannt. Die traditionelle rote Farbe ist ein Zeichen des Blutes Christi, des Lebens, des Sieges und der Lebensfreude. Auf Eierfahrt gehen die jungen Burschen am Ostermontag beim „Osterschnaps“. Der als „Heiratsmarkt“ ursprünglich erdachte Brauch lässt die Burschen nette Deandl besuchen, die diese mit Schnaps und einem Ei entlohnen.
Auch der Osterhase hat viele Verbindungen mit dem Osterfest. So gilt der Hase als Fruchtbarkeitssymbol und war in der byzantinischen Tiersymbolik ein Zeichen für Christus. Das Bild des Hasen wurde dem Osterbrot aufgeprägt, in das ein Ei eingebacken war. So entstand die Vorstellung vom Hasen, der Eier legt. Aber auch andere Tiere, wie Fuchs, Kuckuck oder Hahn brachten lange Zeit die Eier.

Das Osterlamm hat seinen Ursprung im Ritual der Juden, zum Passahfest ein Lamm zum Gedenken an Gott zu schlachten und zu verspeisen. Im Christentum wurde es zum Lamm Gottes, dass, versehen mit der Fahne als Zeichen des Sieges, als Symbol des Lebens verstanden wird. Auch ist es ein Zeichen für Reinheit und friedliche Lebensweise.

Am Ostermontag ist Jesus zwei seiner Jünger auf den Weg nach Emmaus erschienen. Christen machen sich auf diesen Tag auf den Emmausgang zu Kirchen und Kapellen. Früher war dieser Tag oft ein Marktag, an dem man auch Verwandte und Freunde besuchte.

So ist das Osterfest der Mittelpunkt der christlichen Auferstehungslehre.
Zum Schluss sei noch an dieser Stelle erwähnt, dass jener, der am längsten an den Feiertagen zu Ostern im Bett bleibt, mit allerlei scherzhaften Spitznamen bedacht wird. So gibt es den Palmesel, die Karfreidaratschn und das „stingade Oa“.

Der 15. April wird mancherorts Kuckuckstag genannt. So ging man früher los, um den Kuckuck schreien zu hören. Nach alter Überlieferung hatte man noch so viele Jahre zu leben, wie viele Male der Kuckuck schrie. Auch sollte einem nie das Geld ausgehen, wenn man in seiner Tasche das Geld klimpern lies, wenn man diesen hörte.

Am Georgitag (23. April) feierten die Bauern das Fest des Heiligen Georg mit reichlichem Brauchtum. Auch heute findet an vielen Orten noch ein Georgi-Ritt mit Pferdesegnung statt. Ab heute wurde das Kleingeflügel ins Freie gelassen und die Landkinder mussten barfuss gehen, um die Schuhe zu schonen. Auch übten die Hirten von heute bis Martini (10. November) ihr Amt aus und die Rinderherden wurden weidegängig gemacht.
Die Hexen trieben auch an Georgi ihr Unwesen. Sie konnten der Saat und dem Wachstum Schaden zufügen.

Am Markustag (25. April) finden vielerorts Markusprozessionen statt, bei denen um Segen für die Feldfrüchte gebeten wird.

Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist als Walpurgisnacht bekannt. Die heilige Walpurga war eine Äbtissin im 8. Jahrhundert und galt als Beschützerin vor Zauberei und Hexerei. Es ist die Zeit der letzten Winterkräfte. In heidnischer Vorzeit wurde der Sommeranfang und die Fruchtbarkeit von Menschen, Tieren und Pflanzen an geheimen Orten mit Gesängen und Tänzen beschworen.
Auch sollen an diesem Tag die Hexen auf einer Astgabel, die später zum Besen wurde, zum Blocksberg in den Harz fliegen und ihr großes Treffen abhalten. Mit viel Lärm –z.B. Peitschenknallen- versuchte man die Hexen von Haus und Hof fernzuhalten. Mancherorts wurde eine Strohhexe ins Feuer geworfen und man holte alles ins Haus, was die Hexen mitnehmen konnten. Daraus entstand der Brauch der Jugendlichen, in dieser Nacht herumzuziehen und Streiche zu machen. Diese „Freinacht“-Späße verursachen auch heutzutage noch gehörige Schäden. Der Name Freinacht kann mit dem 1. Mai als alten Musterungstermin zusammenhängen. Die jungen Burschen tobten sich noch einmal in der letzten freien Nacht vor dem militärischen Drill so richtig aus.

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